»Die jugend- und bildungspolitische Bedeutung des Freiwilligen Sozialen Jahres sowie die Folgen der demographischen Entwicklung, der gesellschaftspolitischen Umbrüche und der neuen Freiwilligendienstformen stehen im Mittelpunkt der Diskussion im Jubiläumsjahr 50 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr in NRW«, sagte der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, Ludger Jutkeit bei einem Empfang am Dienstag, 9. September 2014 in Düsseldorf. Mit dem Ziel, den politischen Dialog zu vertiefen, um freiwilliges soziales Engagement weiter zu fördern und gesellschaftlich zu sichern, hatten die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, der Landesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr / Bundesfreiwilligendienst in NRW und der Landesjugendring NRW zu einem Empfang in der Villa Horion eingeladen. Unter den Gästen begrüßte Jutkeit u. a. Vertreter des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, Mitglieder des Landtags NRW, Vertreter der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in NRW und des Landesjugendrings NRW sowie Vertreter der Träger der Freiwilligendienste im Land.
Der Blick in die 50jährige Geschichte zeige, dass sich das FSJ immer wieder in der Gefahr befand, für die Bearbeitung anderer gesellschaftlicher Anforderungen in Dienst genommen zu werden und sich gegen Übergriffe wehren musste, so Prof. Dr. Gisela Jakob von der Hochschule Darmstadt, die in ihrem Vortrag eine konstruktiv-kritische Bilanz zog. »Als es gegründet wurde, stand der Personalbedarf in der Pflege im Hintergrund.
In den 1980er Jahren, in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit, wurde der Freiwilligendienst zum Auffangbecken für arbeitslose Jugendliche, und immer wieder wurde das Freiwillige Soziale Jahr als Ressource genutzt, um Veränderungen bei den Pflichtdiensten zu kompensieren. Diese Versuche einer Indienstnahme setzen sich fort. Angesichts der Personalprobleme bei der Bundeswehr wird im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung beispielsweise ein Freiwilligendienst bei der Bundeswehr vorgeschlagen«, sagte Jakob.
Die Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, der Landesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr / Bundesfreiwilligendienst in NRW und der Landesjugendring NRW forderten bei der von WDR-Moderatorin Susanne Wieseler moderierten Veranstaltung unter anderem eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung der Freiwilligen, zum Beispiel, indem deren Mobilität mehr unterstützt wird. So könne das Land NRW die Träger des FSJ und die Vertreter der Verkehrsverbünde zusammenbringen, um die Möglichkeiten zur Schaffung eines NRW-Tickets für Freiwillige in Nordrhein-Westfalen zu erörtern.
1964 wurde das »Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres« im Bundestag verabschiedet. Seit 50 Jahren bietet das FSJ jungen Menschen die Möglichkeit zur persönlichen Orientierung bei gleichzeitiger sozialer Sicherung und Bildung. Zurzeit leisten in Deutschland ca. 60.000 junge Menschen ein FSJ, in Nordrhein-Westfalen sind es ca.11.700.