Armuts- und Reichtumsbericht NRW belegt erfolgsarme Armutspolitik.
Die Zahlen des 4. Armuts- und Reichtumsberichtes NRW zeigen: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft beständig weiter auseinander; die Armutsrisikoquote bleibt trotz guter Konjunktur auf hohem Niveau. „Viel Armut schafft viel Unmut“, warnt deshalb Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Joh. Hensel anlässlich einer öffentlichen Diskussion mit NRW-Sozialminister Rainer Schmeltzer in Düsseldorf.
Die Zahl der Menschen ohne Vermögen in NRW stieg in den letzten zehn Jahren trotz guter Konjunktur um 3,3 Prozentpunkte auf 19 Prozent. Ohne Vermögen – das bedeutet, dass unvorhergesehene Kosten nicht gestemmt werden können; es fehlt das Geld für den Ersatz einer kaputten Waschmaschine. „Diese Menschen erleben ihre Ausgrenzung jeden Tag hautnah“, so Hensel, der auch Vorsitzender des Ausschusses Armut und Sozialberichterstattung der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist.
Kinder und Jugendliche trifft es am härtesten. In NRW lebt jedes fünfte Kind in einem einkommensarmen Haushalt. Das bedeutet meist, dass die Elternarbeitslos sind und von Sozialleistungen wie Hartz IV leben. Oder das Einkommen ist so gering, dass es durch staatliche Leistungen erst auf Grundsicherungsniveau aufgestockt werden muss.
„Die Situation ist wirklich absolut ernüchternd und stabil schlecht“, beklagt Hensel. Modellvorhaben wie „Kein Kind zurücklassen“ oder Projekte zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit seien zwar gute Ansätze, aber finanziell viel zu schwach ausgestattet, um zu messbaren und durchgreifenden Erfolgen zu führen. Allzu oft werde auch angenommen, die Menschen seien für ihre Armut allein verantwortlich und müssten ihr nun auch alleine entkommen. Hensel: „Das ist ein Trugschluss. Armut ist nicht einfach individueller Zufall, sondern hat Gründe, die mit politischer Entschiedenheit bekämpft werden müssen.“