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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

Stellungnahme der Landesarbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW zur Neuaufstellung Landesförderplan Alter und Pflege 2024 bis 2028

Die LAG FW begrüßt, dass der neue Landesförderplan (2024-2028) eine klare Handschrift trägt und damit eine Konzentration auf wenige herausfordernde Themen schafft.

Im Mittelpunkt der Förderung sollen Ideen, Konzepte und Angebote stehen, die zu einer besseren Versorgung von älteren Menschen mit einem Versorgungs- und Pflegebedarf führen, aber auch Menschen, die von Teilhabe ausgeschlossen sind und/oder einsam sind, mitdenken und mitnehmen. Versorgung, Betreuung, Ansprache und Teilhabe sollen dabei nicht nur durch professionelle Fachkräfte erfolgen, sondern durch einen Mix aus Hauptamt, Ehrenamt, Nachbarschaft, Angehörigen und allen weiteren Ressourcen aus dem Sozialraum, aber auch durch die Nutzung von digitalen Tools. Ein vernetztes Handeln soll gefördert werden; flexible Versorgungsketten und -settings entwickelt werden.

Grundsätzlich können wir mit dieser Schwerpunktsetzung mitgehen; ist durch den demografischen Wandel und dem damit verbundenen Fachkräftemangel die Versorgung von Menschen mit einem Unterstützungsbedarf momentan doch stark gefährdet. Es wird allein nicht reichen Fachkräfte zu gewinnen; vielmehr muss Versorgung und Pflege auf neue und mehrere Akteure verteilt werden.
Wir begrüßen es auch, dass das MAGS erkennt, dass für den Umbau unseres Versorgungssystems, Organisationsentwicklung und –change notwendig sind.

Wir vermissen beim Landesförderplan allerdings,

  • dass der ganze Bereich der Selbstvorsorge und Prävention keine Berücksichtigung finden. Dabei liegt es auf der Hand, dass gerade die Generation der Babyboomer, die jetzt in die Jahre kommt, auf noch geringere Ressourcen zurückgreifen können als die Generation der jetzt Alten und Hochaltrigen. Der Aufbau von selbstorganisierten Netzwerken und Sorgegemeinschaften, der Erhalt und der Aufbau von Begegnungsorten – auf dem Land aber auch in der Stadt – ist aus unserer Sicht deshalb dringend erforderlich. Körperlich und psychisch gesund bleiben, den Aufbau und den Erhalt von sozialen Kontakten, eine gute Nahversorgung ermöglichen es länger gesund alt zu werden und zu bleiben und verringern Pflege- und Hilfsbedürftigkeit. Prävention und Selbstvorsorge für Alle ist aus unserer Sicht das Gebot der Stunde. An dieser Stelle möchten wir auf „Dritte Orte Begegnungsräume in der altersfreundlichen Stadt“ von Körber-Stiftung und Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hinweisen, die u.a. beinhalten, dass gutes Altwerden Begegnungsstätten braucht, zumal sich die Wünsche und Ansprüche wandeln, wenn die Babyboomer ins Rentenalter vorrücken.

Wir finden es außerordentlich bedauerlich,

  • dass die bisherigen Bemühungen des MAGS Träger und Kommunen für Diversität und Vielfalt in der Altenhilfe zu sensibilisieren, z.B. durch das Programm Guter Lebensabend NRW oder die Landesfachstelle „Immer dabei“ nicht mehr fortgeschrieben werden. Dabei ist es state of the art, dass Teilhabe und Sorge nur möglich sind, wenn dabei alle Milieus, Lebenswelten und Lebenslagen mitgedacht werden.

Wir möchten noch einmal darauf aufmerksam machen, dass

  • uns eine Anteilsfinanzierung von 50% indiskutabel erscheint. Als Träger der Freien Wohlfahrtspflege ist es uns nicht möglich, Überschüsse zu erzielen, die wir in solche  Projekte investieren können. Wenn Bürgerschaft. Nachbarschaft und Ehrenamt einbezogen und motiviert werden wollen, ist das erst recht nicht möglich.
  • das Ziel, älteren Menschen über einen „Bürger-Profi-Mix“ innovative Versorgungs- und Teilhabemöglichkeiten im Quartier bereitzustellen, fachlich sinnvoll und angesichts der demografischen Entwicklung nötig ist, in seiner Realisierbarkeit aber schnell an dringend zu bedenkende Grenzen stößt. Die im Rahmen vernetzter Strukturen hauptamtlich zu erbringenden Leistungen – von Verwaltungstätigkeiten zur Bereitstellung physischer Räume über die Koordination verschiedener Professionen bis zu thematisch vielfältigen Beratungen – stellen hohe fachliche Ansprüche und sind entsprechend mit ausreichenden Ressourcen auszustatten. Die Grenzen des ehrenamtlich Leistbaren sind v.a. in puncto Netzwerkaufbau und nachhaltige Verstetigung geförderter Projekte dringend zu berücksichtigen.

Wir schlagen folgende Ergänzungen vor:

  •  III. Nachhaltige Strukturen zur Fachkräftesicherung
    2. Absatz, 7. Zeile:
    Die Etablierung eines möglichst passgenauen Personal- und Qualifikationsmix – vonder Freiwilligendienstleistenden über die Assistenzkraft bis hin zu hochschulisch ausgebildeten Pflegekräften – in den Einrichtungen der Pflege stellt dabei einen der zentralen Aspekte dar, der von den verantwortlichen Akteuren aufgegriffen und umgesetzt werden muss.

  • Mögliche Ansätze im Themenfeld „Nachhaltige Strukturen zur Fachkräftesicherung“ Maßnahmen zur Akquise von Freiwilligendienstleistenden und Durchführung von Freiwilligendiensten zur Gewinnung von Auszubildenden und zur Erleichterung von Quereinstiegen in die pflegerische Tätigkeit“

Wir sind sehr an einer zügigen Umsetzung interessiert und bieten Ihnen gerne - wie schon beim Landesförderplan 2017-2021 -  an, dass das MAGS und die Freie Wohlfahrtspflege gemeinsam eine Veranstaltung durchführen, um den Landesförderplan in unseren Untergliederungen zu bewerben.

Wir würden es auch für sinnvoll erachten, wenn das MAGS, die Freie Wohlfahrtspflege und weitere Akteure die Umsetzung begleiten könnten. Ein Austausch über durchgeführte Projekte, ein Diskurs über Chancen und Risiken bei der Umsetzung würden zu mehr Nachhaltigkeit führen.

Die Möglichkeit, zum neuen Landesförderplan Stellung zu nehmen, haben wir gerne genutzt und freuen uns auf den weiteren Dialog mit Ihnen.