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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

Fachkraft statt Hilfsarbeiter - Freie Wohlfahrtspflege NRW drängt auf mehr arbeitsmarktpolitische Förderung von Flüchtlingen

Düsseldorf, 19. Juni 2019. Geflüchtete Menschen können helfen, den Fachkräftemangel zu beheben – so hieß es 2015 immer wieder. Seitdem hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Flüchtlinge in NRW tatsächlich vervierfacht. Doch der Großteil arbeitet in Helferjobs, wie der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt. Mehr arbeitsmarktpolitische Förderung ist nötig, damit geflüchtete Menschen zu Fachkräften werden. Aber das wird durch rechtliche Regelungen erschwert.

Zum Internationalen Tag des Flüchtlings am 20. Juni bestätigt der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW den positiven Bundestrend: Auch in Nordrhein-Westfalen kommen immer mehr geflüchtete Menschen auf dem Arbeitsmarkt an. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter ihnen hat sich von März 2015 bis September 2018 mehr als vervierfacht und lag schließlich bei rund 60.000. Auch machen deutlich mehr Flüchtlinge eine Berufsausbildung. Im September vergangenen Jahres waren es knapp 8.500. „Diese positive Entwicklung verdanken wir auch tausenden Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden der Wohlfahrtsverbände, die mit großem Engagement bei der Integration in Arbeit und Ausbildung geholfen haben“, betont der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Christian Heine-Göttelmann.

Allerdings ist der Weg in Job und Ausbildung für viele Flüchtlinge noch immer lang und beschwerlich. Die Freie Wohlfahrtspflege sieht sehr kritisch, dass die rechtlichen Regelungen zur Arbeits- und Ausbildungsförderung Geflüchteter nach wie vor sehr komplex und schwer durchschaubar sind. Das gerade verabschiedete Ausländerbeschäftigungsförderungsgesetz hätte den Zugang zu den dringend notwendigen Maßnahmen der Ausbildungsförderung und berufsbezogenen Deutschförderung für alle Geflüchteten erleichtern können. Doch die Regelungen sind nach Ansicht der Wohlfahrtsverbände unzureichend, weil sie zu viele Gruppen Geflüchteter von einzelnen Leistungen ausschließen. „Wer in Deutschland eine Arbeitserlaubnis erhält, muss auch sofort alle nötigen berufsvorbereitenden und ausbildungsfördernden Hilfen erhalten können“, fordert Heine-Göttelmann. „Schließlich sind sie der Schlüssel zu einer qualifizierten Tätigkeit.“

Derzeit sind zwei Drittel der Geflüchteten (67 Prozent) nur im Niedriglohnbereich beschäftigt. Ihr monatliches Bruttoeinkommen liegt unter 2.139 Euro. Fast die Hälfte (49 Prozent) ist in Helferjobs tätig, mehr als jeder Fünfte in Leiharbeit. „Viele Flüchtlinge arbeiten deutlich unter ihren Möglichkeiten“, beobachtet Heine-Göttelmann. „Mit gezielter Sprachförderung, beruflicher Qualifizierung und einer erleichterten Anerkennung der im Ausland erworbenen Kompetenzen könnten wir deutlich mehr von ihnen als Fachkräfte gewinnen, die unsere Wirtschaft so dringend braucht.“

Das gilt nach Ansicht der Freien Wohlfahrtspflege NRW ebenfalls für viele Flüchtlinge, die noch auf Sozialleistungen angewiesen sind. Die Zahl der Hartz IV-Empfänger aus den acht zuzugsstärksten Asylherkunftsländern außerhalb Europas ist von gut 45.000 im März 2015 auf rund 175.000 im Dezember 2018 gestiegen. „Es kommt jetzt darauf an, sie so schnell und gezielt wie möglich zu qualifizieren. Nur so können wir verhindern, dass aus ihnen die Langzeitarbeitslosen von morgen werden.“

Hintergrund:

Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz. 

Der Report mit allen Daten: www.arbeitslosenreport-nrw.de