Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales plant massive Einschnitte bei den Förderprogrammen für benachteiligte Jugendliche. So soll die Anzahl der Plätze von bislang 2.800 in Produktionsschulen auf zukünftig nur noch etwa 1.600 im Programm „Werkstattjahr neu“ reduziert werden. Einhergehen soll diese Veränderung mit einer Begrenzung der Zugangsmöglichkeiten: konnten bisher junge Menschen bis 25 Jahre gefördert werden, soll dies in Zukunft nur noch für maximal 18-Jährige möglich sein. So sollen 6 Millionen Euro im Jahr gespart werden. Gleichzeitig hat das Ministerium am 31. Januar im NRW-Sozialausschuss bekannt gegeben, dass das Programm „Jugend in Arbeit plus“ Ende 2018 beendet wird. Gerade aber „Jugend in Arbeit plus“ richtet sich an ältere Jugendliche und junge Erwachsene, die sich besonders schwer tun, einen Jobeinstieg zu finden oder in der Berufsausbildung scheitern. Das seit vielen Jahren bewährte Programm bietet den jungen Menschen Beratung und Vermittlung in eine passgenaue sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW stellt fest: „Hier wird an der falschen Stelle gespart: Alle benachteiligten Jugendlichen brauchen eine gezielte Förderung beim Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“, so Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW. „Ohne Unterstützung drohen sie auf der Strecke zu bleiben und dauerhaft in Hartz-IV abzurutschen. Unabhängig davon, was dies für die Jugendlichen bedeutet – auch für die öffentliche Hand rechnet es sich nicht. Denn die Folgekosten für die Sozialsysteme sind um einiges höher.“
„Wir wissen aus vielen Regionen in Nordrhein-Westfalen, dass die Jobcenter und Arbeitsagenturen ganz besonders die Möglichkeit der Produktionsschulen geschätzt haben, um auch die etwas älteren Jugendlichen zu erreichen“, betont Heine-Göttelmann. „Perspektivlose Jugendliche und Schulverweigerer sind die Langzeitarbeitslosen von morgen. Es kann daher nicht im Sinne des Sozialministers sein, bewährte präventive Angebote zu streichen.“
Die Mitteilung von Sozial- und Arbeitsminister Laumann, einzelne Elemente aus der Produktionsschule.NRW in das „neue Werkstattjahr“ zu übernehmen, um noch nicht ausbildungsreife Jugendliche zu qualifizieren und ihre Chancen auf eine Berufsausbildung zu steigern, wird grundsätzlich von den Wohlfahrtsverbänden und den Trägern der Produktionsschule.NRW begrüßt. Daher bieten sie zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit und dem Landesverband der Produktionsschulen Minister Laumann an, gemeinsam mit dem Ministerium an der Weiterentwicklung des Konzeptes zu arbeiten und dabei ihre vielfältigen Erfahrungen in der Jugendberufshilfe einzubringen.
Die Kürzungsabsichten treffen nach Einschätzung der Wohlfahrtspflege viele der Jugendlichen, die durch die Regelsysteme der Sozialgesetzbücher II und III nicht erreicht oder dort nicht ausreichend gefördert werden können. „Wir haben es mit Jugendlichen zu tun, die die Schule verweigern, eine Ausbildung abbrechen oder nicht schaffen und schon viele Misserfolge erlebt haben. Für diese jungen Menschen brauchen wir weiterhin produktionsorientierte Maßnahmen und spezifische Beratungsangebote“, sagt Christian Heine-Göttelmann.