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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

Digitale Teilhabe #dadrücktderschuh

Macht mit und diskutiert mit uns (Menschen mit geringem Einkommen/Armutserfahrung sowie aus der Verwaltung und Verbänden), wie wir die Herausforderungen der Digitalisierung meistern können.

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Ergebnisse des vierten Treffens von Menschen mit Armutserfahrung "Digitale Teilhabe – da drückt der Schuh"

In den unterschiedlichen Arbeitsgruppen, die sich aus Hauptamtlichen und Experten in eigener Sache zusammensetzten, wurden die Herausforderungen der zunehmend digitalen Welt für die Menschen herausgearbeitet, die keine finanziellen Mittel oder Möglichkeiten haben, digitale Kompetenzen zu erwerben. Angesichts der Schließungen vieler Behörden und Beratungsstellen über einen längeren Zeitraum bis Heute, wurde die Brisanz hinsichtlich der Ausgrenzung von Menschen mit geringem Einkommen und die Verfestigung von Bildungsarmut bei Kindern und Jugendlichen sehr klar und deutlich benannt.
Eine Erhöhung des Regelsatzes, die Ausgabe von Endgeräten, Druckern und Druckpatronen, Zugang zum WLAN wurden ebenso als Forderungen benannt, wie die kostenfreie und leichte Zugänglichkeit zu Schulungen und Fortbildungen im Umgang mit Computern, sozialen Medien usw.

Deutlich wurde auch, dass es immer auch möglich sein muss, Anträge und Hilfen auf normalem Weg und face-to-face zu erhalten. Manche Anträge sind zu komplex bzw. schwer verständlich und stellen Menschen vor große Herausforderungen. Dies ist in einem Gespräch leichter und schneller zu klären als digital. Auch wenn das Onlinezugangsgesetz hier barrierefreie Zugänge und Spracherkennungsprogramme vorsieht, wird dies nicht immer nutzbar und sinnvoll einsetzbar sein.

Eine große Herausforderung stellt auch die Sicherheit der Daten dar. Auch dies bzgl. braucht es Schulungen, Messenger und Kommunikationstools, die leicht bedienbar und zugänglich sind. Die Politik ist hier aufgerufen, diese zu entwickeln und dies nicht den einzelnen Personen zu überlassen. Der Hinweis auf den mündigen Bürger, die mündige Bürgerin ist in diesem Kontext nicht schlüssig.

Für die Menschen mit geringem Einkommen ist es notwendig, dass die Regelsätze angehoben werden und eine digitale Grundausstattung enthalten oder ein Antrag gestellt werden kann, der hinsichtlich der Bewilligung die Realität der Kosten abbildet und nicht nur eine Darlehnsgewährung umfasst. Denn wer nicht digitalisiert ist, kann sich nicht in der Öffentlichkeit einbringen. Die Pandemie hat dazu gezeigt, dass die Digitalisierung während des Lockdowns dabei geholfen hat, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Digitalisierung und Teilhabe

Wer nicht digitalisiert ist, kann auch nicht teilhaben. Z. B. an Corona-Tests. Um sich zu kostenlosen Bürgertest anzumelden, benötigt man entsprechende Geräte, einen digitalen Zugang sowie eine aktuelle Telefonnummer (also entsprechende Verträge), auch zum Abruf der Ergebnisse.

Des Weiteren ist es eine Herausforderung für Menschen, die die Ausstattung nicht haben oder digitale Beteiligung nicht gewohnt sind, sich in digitalen Veranstaltungen einzubringen.

Und auch bei der Gesundheitsversorgung gibt es zahlreiche Neuerungen, die für Menschen ohne digitale Kompetenz nicht nachvollzogen und auch deshalb nicht in Anspruch genommen werden.

Um den Nutzen der digitalen Welt auch Meschen mit geringem Einkommen zugänglich zu machen, muss es eine verpflichtende Entwicklung von barrierearmen digitalen Angeboten geben, in die unterschiedliche Zielgruppen wie Senior*innen, Menschen mit Behinderungen, Einkommensarme usw. in deren Entwicklung einbezogen werden.

Darüber hinaus bedarf es auch einer praktischen Unterstützung von Menschen, die auf digitale Teilhabe klagen müssen. Sie benötigen rechtliche, fachliche, finanzielle und emotionale Unterstützung.

Bei Veranstaltungen sollte darauf geachtet werden, dass alternativ zu der digitalen Teilnahme auch Räume und Geräte, die schon fertig eingerichtet sind, für diejenigen zur Verfügung stehen, die nicht eigenständig digital teilnehmen können.

Zur Teilhabe im öffentlichen Raum gehört, dass es zugängliche Handyaufladestellen/USB-Anschlüsse in öffentlichen Gebäuden gibt, die frei zugänglich und kostenfrei sind.
Es bedarf eines kostenlosen W-LAN für alle!

Der Vergleich der digitalen Infrastruktur mit dem ÖPNV wurde mehrfach aufgegriffen, denn die Ermöglichung von digitaler Teilhabe hat Ähnlichkeit mit der Verkehrsinfrastruktur. Die Frage nach der Installierung einer Struktur für digitale Beratung könnte mit durch den Vergleich mit der Struktur des öffentlichen Nahverkehrs beantwortet werden (Busfahrpläne = Beratungsübersichten, Busfahrer*innen= die, die schulen im Umgang mit digitalen Medien, Busse= Träger, die man aufsuchen kann, um sich beraten zu lassen; Voraussetzung: digitale Endgeräte).

Über das Thema der digitalen Teilhabe hinaus, wurde auch die Darstellung von Armut und einkommensarmen Menschen in der Öffentlichkeit erörtert und dabei festgestellt, dass zwar häufig über Armut berichtet wird, aber keinerlei Schlüsse daraus gezogen werden, die zu einer Veränderung der Lebenssituation führen oder zu einem anderen Bild über Arme.

  • viele Menschen trauen sich nicht über das Thema Armut zu sprechen; aus Angst vor Stigmatisierung und aus Angst vor Repressionen (z.B. Einschüchterung durch Behörden etc.)
  • Dar- und Klarstellung, des Bildes von armen und erwerbslosen Menschen (eben nicht faul und unmotiviert)
  • Überbetonung der individuellen Verantwortung für die eigene Situation (führt häufig zu Frustration)
  • Bündnisse und Vernetzung nötig, da das kollektive Gefühl ist, dass man nicht gehört wird (vor allem von „der Politik“)

Mögliche Forschungsthemen, die die weitere Digitalisierung begleiten könnten, sind:

  • Welche Herausforderungen und Chancen birgt die Digitalisierung für Selbstvertretungen von Menschen mit Armutserfahrungen?
  • Wie kann die Digitalisierung einen Beitrag zum Empowerment von Menschen mit Armutserfahrungen leisten?
  • Welches Medium (Zeitung, Online aber auch Aktionen) eignet sich dazu, seinen Belangen Gehör zu verschaffen? (hier wurden positive wie auch negative Effekte genannt – Beispiel Feedback auf Social Media-Posts)
  • Wie kann digitale Teilhabe bereits im Kinder- und Jugendalter gefördert werden?

Einladung

4. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung

#Wann: Donnerstag, 15. Juli 2021 | 10:00 bis 16:00 Uhr

#Wo: Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V.
          Georgstraße 7 | 50676 Köln

Anmeldeschluss: 5. Juli 2021

Bitte verwenden Sie das dem Flyer angehängte Anmeldeblatt!

Die Veranstaltung ist kostenlos – Fahrtkosten werden erstattet.

Podcast Folge 3 (Armut und Digitalisierung):
https://caritalks.podigee.io/22-armut-und-digitalisierung

Podcast Folge 2 (Sozialpässe):
https://sinnzeit.podigee.io/12-teilnehmen-teil-haben-teil-sein

Podcast Folge 1 (Kampf gegen Armut):
https://caritalks.podigee.io/16-kampf-gegen-armut

Kurz notiert - Thomas Kutschaty (SPD)

Kurz notiert - Özlem Alev Demirel (Die Linke)

Kurz notiert - Franziska Müller-Rech (FDP)

Kurz notiert - Colin Emde (Off Road Kids Köln)