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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

Kampagne Offener Ganztag: Freie Wohlfahrtspflege überreicht 55.800 Unterschriften für bessere Bildung und Erziehung an Ministerin Gebauer und Minister Stamp

Düsseldorf, 12. Dezember 2018. „Wir bleiben dran! Wir fordern ein Rettungspaket für den Offenen Ganztag!“ So lautete das Leitwort der Kampagne der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen. Die Aktion startete nach den Sommerferien und lief bis Ende November. 55.800 Unterschriften kamen in den wenigen Wochen zusammen. Mehr als 20.000 Menschen zeichneten eine Online-Petition, Tausende Unterschriften auf Listen und Postkarten gingen an das Ministerium für Schule und Bildung.

Helga Siemens-Weibring freut sich über diese bemerkenswerte Mobilisierung für Verbesserungen im Offenen Ganztag. Die Vorsitzende des Ausschusses Familie, Jugend und Frauen der Freien Wohlfahrtspflege erklärt: „Gute OGS darf keine Glückssache sein. Überall im Bundesland brauchen wir hochwertige pädagogische Angebote. Familie und Beruf müssen vereinbar sein. Hier kommt dem Offenen Ganztag eine Schlüsselrolle zu.“ Die Träger aus den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege stellen rund 80 Prozent der Offenen Ganztagsangebote. Hier werden in 2.000 Offenen Ganztagsangeboten etwa 200.000 Kinder betreut.

„Zentral ist der Dreiklang aus Bildung, Erziehung und Betreuung“, sagt Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen. „Letztlich brauchen wir eine gesetzliche Grundlage für den Offenen Ganztag, damit nicht der Wohnort der Kinder über die pädagogische Qualität entscheidet.“

Für den Landeshaushalt 2019 sind bisher leichte Erhöhungen für den Ganztag angekündigt. Aus Sicht der Freien Wohlfahrtspflege reicht das bei Weitem nicht. Pro Kind und Jahr würden nach Berechnungen der Freien Wohlfahrtspflege 3.250 Euro gebraucht. Bislang steuert das Land circa 1.100 Euro pro Kind bei, die Kommunen bringen mindestens einen Pflichtbeitrag von 460 Euro ein. Nun sind von Seiten des Landes Zusagen gemacht, pro Platz und Schuljahr etwa 170 Euro mehr zu geben. Das ist ein gutes Zeichen, so die Freie Wohlfahrtspflege, aber nicht nachhaltig und nicht ausreichend. Von der Kassenlage und der Bereitschaft der Kommunen hängt ab, ob sie freiwillig mehr geben. Je ärmer die Kommune, desto höher die Elternbeiträge. So ist zumindest die Tendenz – eine Tendenz, die dazu beiträgt, Lebensverhältnisse ungleicher zu machen.

Christian Heine-Göttelmann kritisiert zudem, dass die Finanzierung der Plätze von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf von der einmaligen Erhöhung ausgenommen ist. Er sagt: „Gute Bildung braucht individuelle Förderung. Mit der Kampagne haben Eltern und Fachkräfte deutlich gemacht, wie wichtig ihnen ein guter Ganztag ist. Ich wünsche mir ein Bündnis für gute Bildung und Erziehung im Offenen Ganztag – mit dem Land, mit den Kommunen, mit motivierten Fachkräften und mit den Eltern.“

 

Auswahl von Zitaten aus der Online-Petition

„Als Trägerverantwortliche bin ich seit 14 Jahren für mittlerweile 13 OGSsen mit über 600 Kindern verantwortlich und für ca. 80 Mitarbeitende in diesem Bereich. Wir kämpfen von Anfang an für faire Bezahlung und gute Qualität. Dafür reicht die Finanzierung nicht aus.“

„Weil ich es unglaublich finde, dass eine gut aufgebaute OGS mit sehr engagierten Mitarbeitern wegen Personalmangels die Leistungen drastisch (!) kürzen muss. Unglückliche OGS-Mitarbeiter am Rande der Leistungsfähigkeit und enttäuschte Eltern. Aber vor allem: Es fehlt an den Basics der Betreuung! Das kann nicht sein!!!“

„Ich finde es sehr wichtig, das die Kinder eine gute Betreuung, Erziehung und vor allem Förderung erhalten. Dazu sollten die in offenen Ganztagsschulen mehr Fördergelder und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Und „NEIN“ so was sollte keine Glückssache sein!“

„Weil meine Tochter ab dem kommenden Schuljahr auch eine OGS besuchen muss, damit ich weiter arbeiten gehen kann. Ich wünsche mir dort gute Rahmenbedingungen, sodass sie sich dort wohl fühlt.“

„Die Kinder sind unsere Zukunft. Sie sollten optimal betreut werden, das ist eine wichtige und nachhaltige Ausgabe. Wenn man will, dass die gut ausgebildeten Eltern arbeiten und so das Bruttosozialprodukt steigern, kann man sie doch dann wohl andersherum auch mal bei der Kinderbetreuung unterstützen. Sonst sehen sich die Eltern gezwungen es selbst zu tun und das können wir uns bei dem Fachkräfte Mangel, ja wohl auch nicht mehr leisten!“

„Ich bin Kinderärztin im Gesundheitsamt und sehe wie unterschiedlich die Chancen im Aufwachsen heute in NRW sind. Eine gute OGS ist das richtige Werkzeug für einen guten Start der Kinder im Bildungssystem.“

„Kinder sind das Wertvollste das wir haben. Sie sind die Zukunft - auch unsere. Sie sollten unserer Gesellschaft mehr wert sein als sich derzeit äußert in knappen Personalschlüsseln, geringen Erzieher(innen)gehältern, geringe Wertschätzung des Lehrerberufs, als nicht notwendig erachtete Qualifizierung der (Ganztags-)Betreuung... Wer hier spart, hat's nicht begriffen.“

„Weil der OGS ein wichtiges Element in der Unterstützung und Entlastung von Familien und deren Kinder darstellt. Sie ist eine Schnittstelle in der Kinder gesehen, aufgefangen und zusätzlich gefördert werden können. Eine fachlich gute und qualitativ hochwertige Betreuungsgestaltung ist in der Lage gute und förderliche Entwicklungsprozesse bei Kindern voranzubringen. Eine Investition in die Kinder ist eine Investition in die Zukunft.“

„Von einer guten Betreuung nach Unterrichtsende profitieren alle Beteiligten und damit auch die Gesellschaft. Berufstätigkeit der Eltern wird ermöglicht, das Sozialverhalten der Kinder gefördert und einiges mehr.“

„Weil ich als alleinerziehende Mutter, weiß wie angewiesen man auf die OGS ist und sich nichts mehr wünschte als dass, das Kind gut untergebracht ist. Zu einer schönen und glücklichen Zeit im OG gehören zufriedene Mitarbeiter. Es ist mir unbegreiflich wie man der OG und den Mitarbeitern so wenig Bedeutung und Wichtigkeit zuschreiben kann. Sehr enttäuschend, dass die Kinder und ihre Unterbringung so wenig zur Priorität gemacht werden.“

Foto: Hans-Jürgen Bauer - Für gute Bildung, Erziehung und Betreuung im Offenen Ganztag - Heute im Landtag: Christian Heine-Göttelmann, Helga Siemens-Weibring, Minister Dr. Joachim Stamp, Ministerin Yvonne Gebauer, Ursula Hawighorst-Rüßler, Marion Gebauer (v. l. n. r.) Zum Plakat: Im Endspurt der Kampagne erhöhte sich die Zahl der Unterschriften auf 55.800.